00:00:02: Und da ist natürlich dann, also da bin ich mir vorgekommen wie im falschen Film, weil ich dachte, ich wäre geheilt mit dieser OP, wurde mir auch gesagt, wieder eine Krankungswahrscheinlichkeit ist irgendwie so auf fünfzehn Prozent.
00:00:14: Na ja, dann bin ich natürlich bei den Fünfundachtzig Prozent, bei denen nichts mehr passiert.
00:00:20: Das heißt, das war ein, auch ein Moment, wo du gespürt bist.
00:00:24: Ich lebe hoffentlich weiter, aber anders.
00:00:26: Genau, exakt, ja.
00:00:33: Das ist die Erhörgang,
00:00:35: der Podcast von Springer Medizin.
00:00:39: Männer sind in der Regel ähnlich gut informiert wie Frauen, achten aber im Schnitt weniger stark auf ihre Gesundheit, leben ein bisschen riskanter oder viel riskanter als Frauen und gehen weniger oft zu Vorsorgeuntersuchungen.
00:00:52: Wie kann man sie dazu motivieren?
00:00:54: Unter anderem dadurch, dass man offen über das Thema spricht und kaum jemand ist dazu besser geeignet, kann das besser als ein Mann wie Alexander Greiner.
00:01:04: Selbstbottcaster, Autor und Krebsüberlebender.
00:01:08: Hallo, danke, dass du heute bei uns bist.
00:01:10: Hallo, danke schön für die Einladung.
00:01:11: Wir steigen hart ein.
00:01:13: Alexander, du hast in deinem Buch, als ich dem Tod in die Eiertraht, das auch schon wieder sechs Jahre her ist, was eigentlich die schönste und beste Meldung ist, die man bringen kann.
00:01:25: Du hast dir offen darüber geschrieben, wie aus einem vermeintlich banalen Arztbesuch ein Ausnahme.
00:01:31: Zustand wurde.
00:01:32: Wie erinnest du dich heute an den Moment, als du das Wort Tumor gehört hast vom Arzt?
00:01:37: Also wie du gesagt hast, das ist natürlich jetzt schon sehr lange her.
00:01:41: Meine Therapie liegt auch schon acht Jahre zurück.
00:01:43: Diese Diagnose, da ist jetzt ein Hoden Tumor entdeckt worden, das ist jetzt mittlerweile zehn Jahre her.
00:01:49: Zweitausendfünfzehn war das, da war ich fünfunddreißig und ich habe eigentlich überhaupt nicht damit gerechnet.
00:01:56: Und für mich kam es ja sehr überraschend, so ein Schock.
00:02:01: Und dieser Schock ist bei mir so tief angekommen, dass ich... fast gar nicht drüber geredet habe, also nur im engsten Umfeld.
00:02:10: Und mir war es höchst peinlich, wie dann so, ich habe eine sehr große Familie, wie dann so der erweiterte Familienkreis Onkel Tanten, wie die dann plötzlich darüber bescheid wussten.
00:02:20: Und ich mir dachte, okay, wer hat das jetzt gelegt, diese Information?
00:02:25: Ich habe in meinem Männlichkeitbeschnitten getroffen gefühlt und deswegen habe ich die erste Diagnose verheimlicht.
00:02:33: Welche Lebenssituation hatte ich die Diagnose getroffen?
00:02:37: Wird ein Leben damals ausgeschaut?
00:02:38: Das war so eine Umbruchsphase.
00:02:40: Ich war früher Unternehmensberater in der IT, Immobilienwirtschaft und habe schon gemerkt, okay, das stimmt nicht mehr so zu mir, passt nicht mehr so zu mir.
00:02:50: Ich möchte mir gerne irgendwie umorientieren.
00:02:53: Ich bin sehr lange herumgereist, habe einen Gap hier genommen und wollte dann im Café-Business Fuß fassen und gerade in dieser Situation, wo ich verschiedene Business-Konzepte evaluiert habe und dann einen Job beginnen wollte, da hat mich die Diagnose getroffen, also in einer richtigen Umbruchsphase.
00:03:15: Und wie war da deine erste Impuls, deine erste Reaktion, also rational handeln, du hast es eh schon angedeutet, oder eher verdrängen, normal auf die Seite schieben?
00:03:25: Also der erste Impuls, der war gar nicht von mir, sondern es hieß, dieser Tumor muss raus.
00:03:30: und Sonntagabend habe ich entdeckt der eine Hoden, der ist dicker, bin am nächsten Tag zum Arzt gegangen, der hat mich weiter geschickt ins Krankenhaus und nicht mal zwei Tage später war dieser Tumor wegoperiert.
00:03:43: schnipp und raus, also da gab es gar nicht so viel Zeit zum Nachdenken.
00:03:48: Das kam dann erst danach plus, wie ich schon gesagt habe, ich habe dann einen neuen Job begonnen und hatte dann auch nicht mehr wirklich Zeit darüber nachzudenken über die Diagnose und DOP, sondern habe mich dann halt dort reingestürzt, sehr viele neue Leute kennengelernt, das war lustig, ich habe dann als Barista gearbeitet in einem kleinen Cafébar und denen habe ich natürlich auch nicht erzählt, dass ich Krebs hatte.
00:04:12: Du hast auch beschrieben.
00:04:13: dass du sich nach der OP ... halb gefühlt hast, wie ein halber Mann, körperlich aber eben auch irgendwie symbolisch.
00:04:21: Wie hast du dich dann sozusagen dem Thema, wer bin ich, was macht mich aus als Mann, dann neu angeniert?
00:04:26: Also das kam dann eigentlich durch die Zweitdiagnose.
00:04:28: Ich habe dann ein Jahr später sehr starkes Schulterschmerzen bekommen, bin zu der Zeit sehr viel klettern gegangen nach Bouldern, mindestens dreimal die Woche, plus eine anstrengende Arbeit in der Espresso-Bar.
00:04:42: Ich dachte dann, ja vielleicht ist das eine.
00:04:45: Sport- oder Arbeitsüberlastung.
00:04:48: Und als die Schmerzen nicht weggingen, plus bei der Nachsorge rauskam, dass meine Tumormacker immer so ganz langsam am Steigen sind, jedes Quartal.
00:04:58: Und knapp zwei Jahre nach, der ersten Diagnose nach der Tumor-Operation, dann plötzlich durch die Decke schossen.
00:05:08: war dann klar, da stimmt irgendwas nicht in der Schulter und ist natürlich dann untersucht worden.
00:05:13: und dann kam raus, das ist eine Metastase des Hodenkrebses.
00:05:17: Knochenmetastase im Oberarmkopf.
00:05:20: Und da ist natürlich dann... Da bin ich mir vorgekommen wie im falschen Film, weil ich dachte, ich wäre geheilt mit dieser OP.
00:05:28: Wurde mir auch gesagt, wieder eine Krankungswahrscheinlichkeit ist irgendwie so auf fünfzehn Prozent.
00:05:32: Na ja, dann bin ich natürlich bei den fünfundachtzig Prozent, bei denen nichts mehr passiert.
00:05:36: Und trotzdem kam sowas, bloß dann so eine singuläre Knochenmetersdase, die nur in Nullkommersinnprozent aller Fälle passiert.
00:05:47: Und wie du schon gesagt hast, ich habe mir dann halt das Buch geschrieben und da mich sehr viel damit beschäftigt und auch gemerkt, ziemlich bald nach dieser Rezitivdiagnose, dass es für mich nicht mehr zusammenpasst, dieses Verschweigen.
00:06:02: Dass ich diese Erkrankung und jetzt diese zweite Diagnose in mein Leben integrieren muss und damit auch darüber sprechen muss, habe ich dann getan und da habe ich gemerkt, das fühlt sich sehr, sehr viel besser an.
00:06:15: Den Krebs nicht.
00:06:16: zu verschweigen.
00:06:19: Genau, es fühlt sich ja viel besser an den Krebs nicht zu verschweigen, sondern darüber zu sprechen.
00:06:23: Das
00:06:23: heißt, das war auch ein Moment, wo du gespürt hast.
00:06:26: Ich lebe hoffentlich weiter, aber anders.
00:06:29: Genau, exakt,
00:06:30: ja.
00:06:31: Es ist November, der Monat der Männergesundheit und ich spreche mit Alexander Greiner, ehemaligen Unternehmensberater und Sportler.
00:06:40: Von mir sitzt ein Immer noch junger, durchtrainierter Mann, dessen Leben sich nach der Diagnose radikal geändert hat in jeder Hinsicht.
00:06:51: Denn die Krankheit Krebs bedeutet ja nicht nur einen Angriff auf den Körper, also eine absolute Zumutung, sondern eben auch auf das Selbstbild.
00:06:59: das Selbstbild als Mann.
00:07:02: Was hatte ich in dieser zweiten Phase am meisten irritiert?
00:07:05: Was ist der Kontrollverlust?
00:07:09: Ich habe geglaubt, ich bin schon übern Berg.
00:07:11: Ist doch wieder nicht.
00:07:12: Alles bricht zusammen.
00:07:13: Oder wie war die Reaktion der anderen?
00:07:17: Also es ist, so wie du schon gesagt hast, die absolute Konfrontation mit der Unsicherheit, plus eine existenzielle Bedrohung.
00:07:25: Ich habe natürlich gewusst, diese Erkrankung wird mich jetzt nicht umbringen, aber es war auch eine Konfrontation mit der Vergänglichkeit, mit dem Sterben, mit dem Tod.
00:07:37: Und das hat mich schon sehr, sehr umgetrieben.
00:07:41: Deswegen habe ich auch dann sehr viel darüber geschrieben, auch darüber sehr viel gesprochen.
00:07:48: Ich habe mir auch sofort Hilfe bei der Krebshilfe geholt.
00:07:52: Von meiner ehemaligen Psychotherapeutin habe ich wieder angefunkt, bin zu der wieder gegangen.
00:07:58: Also mir war wichtig, das möglichst gut damit umzugehen.
00:08:02: Und möglichst gut heißt bei mir nicht, dass ich so typisch männlich sage, okay, das schaffe ich schon, da gehe ich durch.
00:08:09: Ich verdrängst vielleicht ein bisschen, so wie ich vorher die erste Diagnose verschwiegen habe.
00:08:15: Aber das schaffe ich alleine.
00:08:16: Nein, ich wusste, da komme ich jetzt alleine nicht mehr so schnell raus.
00:08:20: Auch wenn ich wahrscheinlich... doch eine hohe Selbstwirksamkeit haben und mir zu helfen weiß.
00:08:26: Aber ich wusste, okay, da brauche ich jetzt professionelle Hilfe, weil das ist jetzt ein Erkrankungsstadium, eigentlich ein Stadium IV, das letzte Skripsstadium, wo ich mir selber nicht mehr so wirklich weiter helfen kann.
00:08:40: Du schreibst eben über die Scham, über den Umgang damit und über das Schweigen, das gerade bei Männern ausgeprägt ist.
00:08:47: Warum fällt es uns eigentlich so schwer über, ja ... eigenen Befindlichkeiten zu sprechen, also intimer Befindlichkeiten.
00:08:55: Über uns selber reden können wir ja ganz gut, das ist ja nicht das Problem, ja, aber den eigenen Körper schon ein bisschen.
00:09:00: Das ist eine sehr, sehr gute Frage und muss sich ganz offensichtlich weniger von mir selber sprechen, weil mir fällt es mittlerweile sehr leicht.
00:09:09: Ich glaube mir ist es immer schon leicht hergefallen als vielleicht im Durchschnitt, aber dann doch, wie gesagt, bei der Diagnose, bei der ersten war es schwierig.
00:09:18: Also ich denke und ich muss dazu sagen transparent sind, weil ich bin kein Soziologe.
00:09:24: So wie ich die Männer bisher erfahren habe, mit denen ich in den Gruppen und im Podcast zu tun habe, haben sie sehr wenig Ansprachemöglichkeit, weil so diese typische Bewältigung vom Mann jener ist.
00:09:40: Ich schaffe das alleine, ich brauche keine Hilfe.
00:09:43: Das ist so dieses klassische... Ich schaffe alles alleine.
00:09:50: Und damit fällt es auch schwer, im eigenen sozialen Umfeld dann mit anderen darüber zu sprechen.
00:09:56: Manchmal öffnen sich ... andere Männer dann in deren Freundeskreis dann schon und sagen ja, das hatte ich auch mal, aber sehr selten kommt ein wirklich tiefes Gespräch über die aktuellen Ängste, Sorgen, Hilflosigkeit, Unsicherheit, wie wir schon angesprochen haben, Kontrollverlust, gefühlter Kontrollverlust, kommt sehr, sehr wenig zustande.
00:10:19: Und da sind die Männer, ist auch wiederum ein Ausschnitt aus der gesamten Mannschaft in den Gruppen wenn Sie zu mir kommen, sehr, sehr froh darüber, dass Sie da Gleichbetroffene finden, mit denen Sie ganz, ganz offen darüber sprechen können.
00:10:36: Was ist denn Ansatzpunkt, um eben das rüberzubringen, die Botschaft Vorsorge ist, kein Zeichen von Schwäche.
00:10:42: Gibt es da, ich nehme auch noch Unterschiede zwischen Bildungsgrad, zwischen Alter, vielleicht ist es mit Jungen leichter, vielleicht aber auch nicht.
00:10:53: Also es ist schwierig, wie du es uns schon angesprochen hast, im Alter fällt es teilweise schwerer Wissen, aber auch das ist auch evident, dass die Vorsorgerate, also was jetzt den Prostadagrebs anbelangt, Prostadagrebsfrügekennungsuntersuchung, dass die schon mit dem Alter steigt, die Teilnahme daran.
00:11:17: Aber doch von den fortyfünfjährigen nehmen nur, ich weiß nicht mal ganz auswendig von wann, die Zahl ist nur knapp unter der Hälfte Teil.
00:11:26: Also, ich glaube, es waren forty-fünf Prozent.
00:11:29: Und diese Größenordnungen, die werden natürlich schon essentiell zu steigern, vor allem, wenn man sich vor Augen hält, dass Prosta der Krebs die häufigste Krebserkrankung beim Mann ist und auch die häufigste Krebserkrankung überhaupt.
00:11:43: Was müsste passieren, damit Männergesundheit als Thema gesellschaftlich denselben Stellenwert bekommt, wie zum Beispiel das Mammarkatzinumbus Krebs bei Frauen?
00:11:53: Da bin ich absolut dafür.
00:11:56: Allerdings muss man auch dazu sagen, dass, wie schon gesagt, es ist nicht so sexy die Männergesundheit.
00:12:04: Ich würde eher doch wieder dabei bleiben, einen Umdenken bei den Männern zu initiieren.
00:12:10: Also schräger Vergleich vielleicht für mein Auto.
00:12:14: Ich habe selber kein Auto.
00:12:15: Aber viele Männer sorgen fürs Auto auch regelmäßig.
00:12:19: Das wird ihnen gesagt, das wird außen geputzt, wird zum Service gefahren, da werden die Reifen weggewechselt.
00:12:26: Das kann man eigentlich beim eigenen Körper auch machen, sich der regelmäßig darum kümmern und mal Nachschau halten, ob eh noch alles okay ist, sich so quasi das Pikal abholen, dass ich noch gesund bin.
00:12:40: Also ich glaube, das wäre wichtig.
00:12:41: Und was Brustkrebs anbelangt, klar sind wir da, was Männer gesund hat, anbelangt, ein bisschen im Hintertreffen.
00:12:46: Es gibt die Brustkrebser Weihnachtskampagnen seit, glaube ich, zwanzig Jahren oder so in die Richtung.
00:12:55: Da ist einfach schon wahnsinnig viel Erwärmes reingeflossen, sehr viele Kampagnen, sehr breiten wirksam auch.
00:13:04: Da sind Kampagnen wie zum Beispiel das angesprochene Movember, das ursprünglich aus Australien stammt, die sind da sehr stark im Hintertreffen.
00:13:14: Deswegen gibt es ja auch die Kampagne von der österreichischen Krebshilfe, Loose Tile, also die lockere Krawatte, wo wir, also ich bin auch mit Krebshilfe gemeinsam in Kooperation.
00:13:27: bei dem Herrenzimmer, bei der Online-Selbsthilfegruppe, und jetzt dann auch am zehnten November bei der langen Nacht der Urologie, wo es uns darum geht, Männer ab v.a.
00:13:40: jene, die noch nie bei der örologischen Frühkeinungsuntersuchung waren, mal dorthin zu bekommen, quasi abseits der offiziellen Öffnungszeiten an einem Abend von siebzehn bis einundzwanzig Uhr.
00:13:53: Und da muss man vielleicht auch noch dazu sagen, dass jetzt möglicherweise gerade ein Umdenken stattfindet.
00:13:59: Also es gibt schon länger die Diskussion.
00:14:02: Funktioniert die Tastuntersuchung überhaupt?
00:14:04: Ist die überhaupt sinnvoll?
00:14:05: Also das Abtasten der Prosta da durch den Anus, vor der möglicherweise manche Männer irgendwie eine Scheu haben oder so.
00:14:15: Und deswegen die örologische Frühkenungsuntersuchung nicht wahrnehmen.
00:14:21: Es ist mittlerweile evident, dass sie rein von der Statistik her nicht so eine hohe Relevanz hat.
00:14:26: Und das ist hauptsächlich darum, den PSA-Wert zu testen.
00:14:29: Der PSA-Wert ist ein Tumormarker, der wird mit dem Blut festgestellt.
00:14:34: zukünftig wird es wahrscheinlich dahin gehen in diese Richtung, dass die örologische Frühjahrkennungsuntersuchung ein reiner Bluttest ist.
00:14:40: Und erst, wenn da etwas erscheint, oder wenn ich vielleicht genetisch vorbelastet bin, weil mein Vater, mein Bruder, mein Onkel, mein Großvater, Broster der Krebsharte, das dann erst weiter untersucht wird.
00:14:54: Wobei
00:14:54: die Untersuchung, diese Tastuntersuchung, so schnell vorbei ist, dass man...
00:14:59: Vollkommen... Also das merkst du ja gar nicht, das ist so schnell vorbei.
00:15:04: Und es tut auch gar nicht weh und das ist auch nicht unangenehm und man wird nicht gleich schwul dabei.
00:15:09: Und im Vergleich zu einer Vorbereitung, zu einer Koloskopie, ist es dann doch eigentlich wirklich etwas, eine Sache von einer halben Stunde, sag ich einmal.
00:15:20: Absolut,
00:15:21: ja.
00:15:21: Du engagierst dich in der LUSTEI-Initiative und du hast einen eigenen Podcast in Zusammenarbeit mit der Krebshilfe.
00:15:29: Das Herrenzimmer.
00:15:31: Guter Name übrigens.
00:15:32: Dankeschön.
00:15:33: Ist nicht von mir.
00:15:35: Credit an Martina Löwe, Geschäftsführerin von der Krebshilfe.
00:15:39: Und beides, also Lust, hi, Herrenzimmer sind Plattformen, um eben Männlichkeit neu zu definieren.
00:15:44: Du hast es, wir haben es jetzt eh schon ein paar Mal gehabt, aber wann hast du dich definitiv entschieden so?
00:15:49: Ich mache meine Geschichte jetzt öffentlich, ja.
00:15:51: Es ist schon ein großer Schritt, weil ich, ich merke es bei mir immer wieder, selbst eine banale Social-Miedergeschichte, ich tue mir wahnsinnig schwer, so über mich oder meine, meine sozusagen, über meine Person irgendetwas bekannt zu machen.
00:16:06: Das ist gereift, nämlich an, aber gab es da so einen Zeitpunkt?
00:16:09: Jetzt gehe ich raus damit.
00:16:11: Also dieser Zeitpunkt, der kann klar definiert werden, das war diese zweite Diagnose, die Rezeptivdiagnose, da habe ich, wie gesagt, sehr, sehr viel geschrieben, hauptsächlich Tagebuch, aber dann Teile davon auch veröffentlicht auf einem Blog.
00:16:28: dazu, dass ich nicht ständig die Nachrichten beantworten musste, Herr Alex, wie geht's dir?
00:16:35: Sondern ich konnte sagen, ja, es geht mir so und so, für den Rest bitte liess auf dem Blog nach.
00:16:40: Und das Interessante war, der Blog war öffentlich, da haben dann auch sehr viele mir nicht bekannte Leute drauf gelesen und mir gefeedbackte Alex so wie du über den Krebs schreibst und so wie du offenbar damit umgehst, das gibt uns Mut.
00:16:56: Das habe ich unheimlich bestärkend gefunden und dachte mir dann, naja, dann möchte ich ein bisschen mehr draus machen als jetzt nur so eine Seite im Internet.
00:17:04: Und so entstand dann das eben zitierte Buch, wie anfangs schon erwähnt, und sehr, sehr viel öffentliches Reden dann auch über männliche Bewältigung von Krebs.
00:17:16: Erst natürlich an meinem Beispiel, so wie wir mir jetzt auch schon darüber gesprochen haben, aber dann auch natürlich Diese klassischen Fragen ja, warum gehen Männer weniger zum Arzt?
00:17:25: Warum kümmern sie sich weniger um den Körper?
00:17:29: Und ja, lange Räder kurzer sind dafür dann eines zum anderen, sondern auch die Kooperationen mit der Krebshilfe.
00:17:35: Ich leite eine klassische Selbsthilfegruppe für die Krebshilfe Wien einmal im Monat.
00:17:40: Das Herrenzimmer, die Online-Patientenveranstaltung der Krebshilfe in Österreich, in Deutschland auch, eine ähnliche Veranstaltung, den Online-Männer-Treff Gut gegen Kopfkino, auch einmal im Monatlich.
00:17:52: Und eben die beiden Podcasts, den einen in Kooperation mit der österreichischen Krebshilfe und meinen eigenen Männerkrebs, Was tut man mit Krebs, wo ich speziell nochmal explizit auf die betroffenen Perspektive fokussiere, also wo weniger Medizin Informationen drinnen sind, sondern wo es hauptsächlich darum geht, wie diele ich jetzt eigentlich mit dieser Extremsituation?
00:18:16: Wie gehe ich damit um und vor allem auch eben andere Männer hören kann, wie sie damit umgehen?
00:18:22: Ein bisschen die Zuhörer ein bisschen sozusagen in die Werkstatt schauen zu lassen.
00:18:26: Wenn man einen Podcast macht, natürlich bereitet man sich vor.
00:18:29: Ich habe für mich auch so Spickzettel liegen, Moderationskarten.
00:18:33: Ich hatte auch schon Podcastgäste, die haben einen ganzen Tisch vollgepflastert gehabt mit Unterlagen.
00:18:39: Natürlich weich ich ständig davon ab und während du antwortest, rat dann in meinem Kopf schon die nächsten Fragen.
00:18:47: Und was das alles bedeutet, ist, dass man eigentlich im Laufe der Jahre wahnsinnig viel Menschen kennenlernt und zwar etwas näher kennenlernt, als wenn man sich nur, ich sag einmal, für ein schnelles Radinterview... maximal fünf Minuten hart und da schneidet man dann zehn Sekunden, zwanzig Sekunden heraus.
00:19:06: Da ist ein Podcast schon etwas, wo ich sagen muss, ich habe ein bisschen ein Gefühl für die Gäste und es ist wirklich jeder anders.
00:19:14: und das ist schon etwas, wo ich sagen muss, dafür bin ich schon auch dankbar, dass ich das machen darf.
00:19:20: Was hast du in deinem Format im Herzenzimmer gelernt, was du vorher über... Ich muss ehrlich sagen, ich lerne auch immer dazu, wie die Leute sich verhalten, wie sie antworten.
00:19:30: Das lässt ja auch immer ein bisschen Rückschlüsse zu.
00:19:32: Was hast du gelernt, was du vorher über Männern nicht gewusst hast?
00:19:35: Also, das sind mehrere Dinge.
00:19:37: Einerseits, wie gesagt, das ist ein Ausschnitt.
00:19:39: Ich treffe... Und dann fängt es sich in nur jene Männer, die sich schon mal Hilfe holen.
00:19:45: Wir wissen auch aus der Forschung, dass das Hilfesuchtbedürfnis bei Männern sehr, sehr niedrig ist.
00:19:55: Jetzt habe ich schon mal den Ausschnitt der Männerschaft, die ich treffe.
00:19:59: Und da sehe ich, dass doch ein hoher Anteil dieser Männer ein sehr, sehr... großes Redebedürfnis hat, dass es ihnen wichtig ist, sich auszutauschen, dass es ihnen auch wichtig ist, andere Erfahrungen zu hören und mitzubekommen.
00:20:17: Da gibt es einen kleinen Wehrmutztropfen, weil du das Herrenzimmer angesprochen hast und das ist in Deutschland beim Online-Menu-Treff gar nicht anders.
00:20:26: Es nimmt ungefähr so Zirka die Hälfte bis zwei Drittel nimmt nur Passivteil.
00:20:33: Also die hören nur zu, ein Drittel schaltet sich dann schon auch laut und spricht dann auch und fragt oder teilt eigene Erfahrungen, aber ungefähr die Hälfte nimmt nur Passivteil und davon wiederum ein großer Anteil, also wird insgesamt ein Drittel dann überhaupt entweder anonym oder mit ausgeschaltener Kamera oder beides.
00:20:57: An und für sich vollkommen okay, weil es uns darum geht, ein sehr niederschwelliges Format zur Verfügung zu stellen, wo ich von daheim aus teilnehmen kann, wo ich anonym teilnehmen kann, kostenlos natürlich, wo ich mich nicht auten muss.
00:21:11: Ja, was soll ich sagen?
00:21:12: Also eigentlich geht es ja darum, dass man sich, dass man ein bisschen aus sich herauskommt.
00:21:17: Aber wenn das die Eintritt, also die Schwelle ist, die man übertreten muss, um sich später vielleicht mal darüber auszutauschen oder vielleicht auch im persönlichen Umfeld mit der Partnerin, mit dem Partner oder mit den Eltern, dann war es genauso ein Erfolg.
00:21:32: So ein Anstoß.
00:21:33: Genau.
00:21:34: Letzte Frage, wenn du dir selbst... den Mann von damals, den Mann mit der Diagnose, wie sie bekommen hat, eine Botschaft schicken könntest.
00:21:42: Was würdest du ihm sagen?
00:21:45: Was würde ich dem sagen?
00:21:49: Also ich glaube, ich würde ihm sagen, er sollte ein bisschen runterkommen von seinem hohen Ross, weil er ist nicht unsterblich.
00:21:57: Also Krebs.
00:21:59: passiert.
00:22:00: Krebs gehört zum Menschsein dazu.
00:22:03: Wenn wir uns die Statistik anschauen, dann wirkt es immer so, als würden sehr wenige Menschen Krebs haben.
00:22:09: Nullkünfef Prozent der Bevölkerung erkrankt pro Jahr an Krebs.
00:22:13: Aber wenn man das Ganze hochrechnet auf unsere Lebenserwartung, dann heißt es, dass jede dritte bis sogar jede zweite Person in ihrem Leben an Krebs erkrankt.
00:22:20: Und ich glaube, wahrscheinlich jeder kennt irgendjemanden im nahen Umfeld, der oder die eine Krebsdiagnose hat oder einen weiteren Umfeld.
00:22:28: Also klebst du es eigentlich mitten in der Gesellschaft.
00:22:30: Und ganz ehrlich, ich weiß nicht, warum es noch so tabuisiert wird.
00:22:38: Danke, dass du da warst, Alexander.
00:22:39: Vielen Dank.
00:22:40: Und wer mehr über dich, dein Buch, das wir schon erwähnt haben oder den Podcast-Herrenzimmer erfahren möchte, der findet alle Infos unter alexandergreiner.com und auf lustai.at.
00:22:52: Hörgang, der Podcast von
00:22:54: Springer Medizin.