00:00:01: Hörgang mit Uni Wien, der Podcast von Springer Medizin, gemeinsam mit der
00:00:06: MED Uni Wien.
00:00:09: Ignorance and Fear, these are the real epidemics, Elizabeth Taylor.
00:00:13: Es ist mehr als vierzig Jahre her, dass die ersten Berichte über ein mysteriöses Virus erschienen sind.
00:00:19: Heute ist HIV medizinisch kontrollierbar, aber die Angst, die Scham und das Stigma, die sind geblieben.
00:00:26: Gerade in einer Zeit, in der junge Menschen kaum noch wissen, was HIV bedeutet, wird Aufklärung wieder zur Aufgabe.
00:00:33: Mein Name ist Martin Burger und zum Welt-Aids-Tag am ersten Dezember spreche ich mit Dr.
00:00:39: Katharina Grabmeier-Pfistershammer, Immunologin und Thermatologin an der MED-Uni Wien.
00:00:45: Hallo.
00:00:46: Hallo.
00:00:46: Danke, dass Sie sich Zeit nehmen.
00:00:48: Dr.
00:00:49: Grabmeier-Pfistershammer forscht zu HIV und sie sitzt im Vorstand der österreichischen AIDS-Gesellschaft.
00:00:56: Sie sagt, medizinisch sind wir heute weit gesellschaftlich noch lange nicht.
00:01:01: Genau.
00:01:03: Frau Prof.
00:01:03: Grabmeier-Pfistershammer HIV, das galt einmal als Todesurteil.
00:01:07: Heute leben Menschen mit HIV fast normal.
00:01:10: Wie groß ist der Fortschritt?
00:01:12: Also das stimmt, der Fortschritt ist riesengroß.
00:01:15: während am Anfang der HIV-Bandemie Bevor wir wirksame Medikamente hatten, eine HIV-Diagnose wirklich ein Todesurteil war und Menschen ... unweigerlich an HIV gestorben sind, können wir heutzutage mit den Medikamenten, die wir zur Verfügung haben, Menschen, wenn sie rechtzeitig diagnostiziert werden, eigentlich gesund erhalten, also gar nicht krank werden lassen durch HIV und Menschen, die erst später im Verlauf ihrer Infektion eine Diagnose bekommen und schon Symptome durch HIV haben, die kann man in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle wieder mehr oder weniger völlig gesund werden lassen.
00:01:59: Einer der wichtigsten Gründe für diesen Fortschritt ist die moderne Kombinationstherapie.
00:02:04: Warum ist hier die Therapie treu so entscheidend?
00:02:07: Also das Problem ist, dass die Therapien, die uns zur Verfügung stehen, zwar sehr, sehr effizient sind in der Unterdrückung der Vermehrung der HI-Viren im Körper und damit aller Folgeerscheinungen von HIV, aber dass diese Medikamente nicht dazu führen, dass die Infektion aushalt.
00:02:24: Das heißt, das Virus bleibt infizierten, liegen, schlafend, ist unterdrückt, aber wenn man die Medikamente absetzt, kommt es wieder hervor.
00:02:36: Das heißt, es handelt sich bei den Möglichkeiten, die wir den Patienten anbieten können.
00:02:41: heutzutage um eine lebenslängliche Therapie und alle Medikamente, die man einfach kontinuierlich über einen sehr, sehr langen Zeitraum nehmen muss, erfordern vom Patienten ein irrsinniges Commitment und eine Komplex.
00:02:55: Es ist wesentlich schwieriger, als man sich das jetzt so vorstellt, täglich an etwas zu denken.
00:03:02: Und das Problem ist, Bei HIV deutlich weniger mit den modernen Medikamenten, die wir haben, aber auch bei diesen besteht dieses Risiko, dass wenn man diese Medikamente schlampek nimmt, also das heißt so ab und an mal relativ häufig vergießt eine Zeit lang, regelmäßig dann wieder über mehrere Tage nicht, dass das Virus die Fähigkeit hat, sich anzupassen an die Medikation, also sogenannte Resistenzen zu entwickeln und dann die gut verträglichen, einfachen Therapieformen, die wir heutzutage haben.
00:03:32: bedeutet eine HIV-Therapie gewöhnlich, dass man eine der Blätter einmal am Tag nehmen muss, dann nicht mehr wirken und man auf andere komplexere Therapie-Regime zurückgreifen müssen, die dann erst recht Kompliment und Adherenz erschweren.
00:03:47: Das heißt, Fehler, die menschlich sind, zu erheben, werden nicht verziehen?
00:03:52: Das Virus verzeiht nicht.
00:03:54: Und es merkt sich diese Resistenz-Mutationen auch.
00:03:57: Das heißt, eine Therapie, die einmal nicht mehr gegriffen hat, Die wird auch nicht mehr wieder aktiv.
00:04:03: Man kann es zwar vielleicht dann nicht mehr nachweisen, wenn man den Druck durch das Medikament weggenommen hat, aber wenn man das Medikament wieder geben würde, dann würde diese Resistenzmutation wieder auftauchen und das Medikament wirkt quasi für auch die Zukunft dann nicht mehr.
00:04:17: Im Vergleich zu den Achtziger und Neunziger Jahren kommt HIV, kommt AIDS kaum noch in den Schlagzeilen vor, der schafft es kaum noch in die Medien.
00:04:26: Dabei wäre er Das kann nicht so schlecht, weil diese Awareness, wie es so schön heißt, dieses Bewusstsein dafür.
00:04:33: Vor allem, dass man sich eben testen lässt und das ist damit natürlich auch im Rückgang begriffen.
00:04:39: Ja, das stimmt.
00:04:40: Das ist immer ein bisschen schwierig, weil wir möchten ja keine Angst schüren.
00:04:45: Angst ist immer ein schlechter Beweggrund.
00:04:49: Andererseits treten natürlich alle Dinge, die nicht ständig in den Schlagzeilen sind, sehr rasch einmal in Vergessenheit.
00:04:57: sind nicht im Bewusstsein der Menschen.
00:04:59: Und gerade bei HIV sehen wir das, weil wir über Jahre eine Statistik führen, wie gut der Immunzustand ist bei einer Person, die ihre HIV-Diagnose bekommt.
00:05:12: Und was wir uns wünschen würden, dass wir Menschen ganz erfüllen.
00:05:15: früh in ihrer HIV-Infektion diagnostizieren, wo der Immunstatus noch gut ist, das Virus keine Zeit hat, einen Schaden gesetzt zu haben.
00:05:22: Zum einen weil es für den Betroffenen natürlich relevant ist, weil man dann gesund halten und nicht erst wieder gesund machen muss und zum anderen auch weil der Zeitraum, wo diese Person ansteckend ist, reduziert wird.
00:05:36: Und wenn man sich da jetzt nicht nur die österreichischen Daten anschaut, sondern da kann man sich auch die Daten im westlichen Europa anschauen, das sind wir alle gleich schlecht, muss man sagen, dann ändert sich das eigentlich über die letzten Jahre und Jahrzehnte nicht, egal was wir tun.
00:05:51: Der Großteil der Menschen mit HIV wird in der chronischen Infektion erst diagnostiziert und mit doch schon einem relevanten Immundeffekt.
00:05:59: Und das wäre wünschenswert.
00:06:02: Das zu ändern und einer der Gründe dafür ist, dass sowohl bei den Betroffenen selbst nicht das Bewusstsein da ist, dass sie ein Risiko haben, sich damit anzustecken, aber auch dass bei den Ärzten, wo diese Menschen in Betreuungen sind, auch Indikatorerkrankungen oftmals nicht erkannt oder nicht als solche interpretiert werden und oftmals auch ein High-Fortest gar nicht angeboten wird.
00:06:26: keine anderen Nese erhoben wird, ob ein Risiko besteht, man dieses Thema einfach ausspart.
00:06:31: Was hat sich in den vergangenen Jahren eigentlich bei der Frühjahrkennung getan?
00:06:34: Wenig.
00:06:36: Wir haben seit sicher zehn Jahren mehr oder mindestens dasselbe Pilz, dass dieselben Risikogruppen frühdiagnostiziert werden und dieselben Risikogruppen spätdiagnostiziert werden.
00:06:48: dass es also Bevölkerungsgruppen gibt, die sich sehr wohl das Risikos bewusst sind und sich regelmäßig testen lassen und dass es eben Personengruppen gibt, für die eine HIV-Infektion so weit weg aus ihrer Vorstellungskraft ist, dass die Diagnosen eben wirklich regelmäßig erst zu einem sehr, sehr späten Stadium erfolgen, eben mit Folgeerkrankungen oder mit einfach zumindest schon einen beeinträchtigten Immunsystem.
00:07:17: Medizinisch ist die Bilanz beeindruckend, aber das Virus an sich bleibt natürlich ein globales Thema und die Forschung bringt immer wieder erstaunliches hervor, auch heute noch.
00:07:26: Auf der Welt AIDS-Konferenz in München war viel von einem Durchbruch die Rede einem halbjährlichen Schutz gegen HIV.
00:07:34: Was steckt hinter diesen neuen Medikamenten?
00:07:36: Also dieses neue Medikament ist schon eine Weiterentwicklung einer schon gängigen Möglichkeit, die wir haben, dass man einen medikamentdösen Schutz vor einer HIV-Infektion machen kann.
00:07:52: Also dass Personen, die ein hohes Risiko haben, sich mit HIV anzustecken, sich durch die Einnahme eines Medikaments vor einer möglichen HIV-Infektion schützen können.
00:08:03: Das nennt man Pre-Expositionsprophylaxe oder PREP.
00:08:07: gibt es in Österreich als in Tablettenform schon seit mehreren Jahren, seit ungefähr eineinhalb Jahren wird es sogar Kosten erstattet und bietet eben die Möglichkeit, dass Personen, die ein hohes Risiko haben, sich selber schützen können.
00:08:23: Da geht es vor allem um den Schutz vor einer sexuellen Übertragung von HIV und ermöglicht eben, dass man nicht davon abhängig ist, dass der Partner, mit dem man einen Sexualkontakt hat, mittut und einen Kontom verwendet, sondern dass man sich auch als passiver Partner schützen kann.
00:08:37: Dieses neue Medikament, das in München vorgestellt wurde, ist eine Spritze, die für ein halbes Jahr, womöglich sogar für zwölf Monate, einen Schutz vor einer HIV-Infektion ermöglicht.
00:08:52: Und da kommt es selber wieder zum Tragen, wie für die HIV-Therapie, täglich eine Tablette zu nehmen oder ... Zumindest Anlassbezogen.
00:09:01: So funktioniert diese Prä-Expositionsprophylaxe auch, aber da eben rechtzeitig getimped, das immer zu schaffen kann, eine Herausforderung darstellen.
00:09:09: Diese Spritze deckt einfach mal für sechs Monate ab.
00:09:11: Ich muss mich einmal darum kümmern, aber dann kann die Compliance zumindest kein Problem mehr sein, um das einfach Infektionsrisiko zu senken.
00:09:22: Science hat das Medikament zum Forschungsdurchbruch, also zum echten Gamechanger erklärt, welche Gruppen oder wer profitiert davon besonders?
00:09:32: Also ganz besonders gute Taten hat diese barrenterale Form, diese Langzeitprophylaxe, vor allem bei Frauen in den Regionen der Welt, wo wirklich HIV eine große Last darstellt, gezeigt, wo andere Präventionsmaßnahmen und Profilaxen oftmals versagt haben.
00:09:56: Diese Frauen sind oftmals nicht selbstbestimmt.
00:09:59: Die haben einen sehr, sehr hohe Stickmer zu tragen, was HIV anlangt.
00:10:03: Und Personen, die eine HIV-Profilaxe dort nehmen, also regelmäßig Medikamente schlucken, kommen oftmals in den Verdacht, dass sie eigentlich HIV-infiziert sind und sich nicht nur schützen.
00:10:14: Und da stellt eine große Hemmschwelle und Barriere dar, um eine regelmäßige Profilaxe auf.
00:10:20: die Beine zu stellen.
00:10:23: Das hat man auch bei den Verhütungsmedikamenten gesehen, dass eben die Bohrpräparate da durchaus effizienter sind und dasselbe findet sich eben jetzt auch bei dieser Langzeitprophylaxe, dass eben gerade in solchen Patientengruppen, die nicht so frei entscheiden können, die oftmals im Verborgenen agieren müssen, so eine Form der Applikation natürlich wesentlich mehr Erfolg bringt, als wenn man täglich eine Tablette nehmen muss, die man womöglich zu Hause verstecken muss.
00:10:51: Das heißt eine große Relevanz für die Prävention dieser Erkrankung.
00:10:56: Wann, ich glaube Sie haben es schon angedeutet, wann könnte diese Art von Schutz in Österreich verfügbar sein und wieder auch leistbar sein?
00:11:04: Also dieses Medikament ist prinzipiell in Österreich schon verfügbar, weil es ist nicht entwickelt worden als Profilaxe, sondern es ist für die Therapie entwickelt worden und vor allem Anwendung findet es heutzutage in der Therapie von Menschen mit HIV, die viele Resistenzmutationen im Laufe ihrer Krankheitsgeschichte entwickelt haben und mit den Erstlinientherabinen nicht mehr behandelbar sind.
00:11:29: Aus diesem Bereich der der Medikamentenentwickeln kommt, dieses Medikament eigentlich.
00:11:35: Das heißt, es ist in unseren, auch in Österreich verfügbar, es gibt auch in Österreich schon eine Handvoll Patienten, die damit behandelt wird.
00:11:43: Das Medikament ist natürlich extrem teuer, auch für die Prophylaxen natürlich extrem teuer und wird derzeit nicht kosten erstattet und es in einem Kostenausmaß, dass es jetzt für einen Selbstzahler gewöhnlich nicht leistbar ist.
00:12:00: Prävention, das ist aber mehr als Medikamente, das ist auch Wissen.
00:12:04: Denn Wissen schützt vielleicht am besten.
00:12:08: Viele junge Menschen kennen HIV ja nur aus dem Geschichtsunterricht.
00:12:11: Wenn sie aufpassen, stellen sie das fest, fehlt ein Bewusstsein für Risiko und sich schützen.
00:12:19: Wahrscheinlich schon, weil wir natürlich auch Infektionen bei sehr jungen Menschen sehen, wobei man sagen muss, Ich sage in der Vorlesung immer, HIV hat keinen Altersbias.
00:12:30: Es gibt keinen Lebensalter, wo man sich nicht mit HIV anstecken kann.
00:12:33: Und es sind jetzt nicht ausschließlich junge Erwachsene, die sich mit HIV anstecken, aber auch.
00:12:41: Da kommt wahrscheinlich oftmals die Aufklärung zu spät.
00:12:46: Diese jungen Erwachsenen sind einfach sehr früh sexuell aktiv und bevor quasi da die Aufklärung.
00:12:52: Aber vielleicht in einem gewissen Maße auch, die Selbstverantwortung und das Erwachsen werden in dieser Hinsicht eingetreten.
00:13:01: sind die schon sexuell aktiv und wenn sie halt dann Risikokontakte haben, kann es einfach auch passieren, dass Menschen, die noch keine zwanzig sind oder gerade erst zwanzig geworden sind, sich mit dem Virus anstecken.
00:13:14: Da wäre sicher hilfreich, wenn man in der Schule Aufklärungen machen würde, wo man einfach doch gesammelt junge Menschen noch erreichen kann, weil sobald sie quasi die Schule verlassen, wird es deutlich schwieriger, jetzt breit junge Menschen Jugendliche zu erreichen.
00:13:35: Und dann gibt es welche, die sehr gut informiert sind, die sich die Informationen selber organisieren können.
00:13:41: Und dann gibt es einfach Personen, die damit überhaupt nicht in Kontakt gekommen sind und einfach Überhaupt kein Wissen, nicht nur über HIV, sondern auch über andere sexuelle, übertragbare Erkrankungen haben.
00:13:51: Wir sehen das ja auch bei den anderen STDs, dass sie im Steigen sind und dadurch dafür auch relativ wenig Wissen in der Bevölkerung eigentlich da ist.
00:14:03: Wenn man über einen Durchbruch berichtet bei einer Krankheit, wird zum Beispiel jetzt zusammen darüber gesprochen, es gibt einen Medikament, das prinzipiell verfügbar ist, dass man nur einmal alle sechs Monate nehmen muss.
00:14:15: dann ist dabei auch ein gewisses Risiko verbunden mit dieser Botschaft, weil möglicherweise verlassen sich dann die Menschen zu sehr auf die Medikamente.
00:14:23: Ja, das war immer ein bisschen etwas, was man in der Geschichte von HIV quasi mitverfolgen kann.
00:14:28: Jeder Erfolg in der HIV-Therapie hat parallel dazu, wie HIV den Schrecken verloren hat zu einem Anstieg von anderen sexuell übertragbaren Erkrankungen geführt.
00:14:41: Das kann man jetzt... positiv, nämlich als Befreiung sehen.
00:14:44: Und man kann es natürlich auch negativ sehen, dass die Risikopereitschaft steigt.
00:14:48: Und jeder Erfolg in der Therapie hat immer ein bisschen auch diese Konsequenz mit sich gehabt.
00:14:57: Aber prinzipiell, wenn das Wissen, dass es eine Möglichkeit gibt, sich zu schützen, breiter wird, dann wäre das ja nur ein positiver Effekt.
00:15:09: würden sich ja mehr Personen schützen, die ein Risiko haben.
00:15:14: Es trifft ja lang nicht die Gesamtbevölkerung Österreich.
00:15:17: Es braucht ja nicht jeder hier einen Schutzvorheif raus, sondern das betrifft schon ganz spezifische Konstellationen, Lebensabschnitte oftmals nur einen Zeitraum.
00:15:29: Das ist ganz oft kein lebenslängliches Risiko, sondern nur über einen gewissen Lebensabschnitt.
00:15:34: Und wenn ... Menschen, die sich in so einer Situation befinden, sich der Möglichkeit, dass es einen Schutz gibt, bewusst werden, dann könnte man sehr, sehr viel erreichen, um die Inzidenz von HIV zu senken.
00:15:49: Insgesamt scheint die Gefahr kleiner zu werden, die Aufmerksamkeit dafür schwindet, aber das Virus ist immer noch da.
00:15:56: Und mit ihm sind auch immer noch die Vorurteile da, vielleicht unterschwelliger, nicht ganz so medial im Vordergrund.
00:16:05: die eben immer noch sehr belastend sind für viele Betroffene.
00:16:08: Sie haben einmal gesagt, dass Virus ist medizinisch kontrollierbar, das digme aber nicht.
00:16:13: Warum ist das so schwer zu überwinden?
00:16:15: Das ist eine gute Frage.
00:16:18: An.
00:16:20: HIV war von Anfang an ein Problem von Randgruppen, wenn man das so formulieren will.
00:16:31: Es war immer kombiniert mit einem Verhalt.
00:16:36: oder mit der Zugehörigkeit zu einer Gruppe.
00:16:41: Es wurde sehr, sehr lang auch so gebracht, dass das nicht alle betrifft und nicht uns alle angeht.
00:16:50: Wir haben lernen müssen, dass es keine Grenzen für Krankheitserreger gibt.
00:16:56: In jeglicher Hinsicht, auch Covid hat uns das bewiesen.
00:16:59: Es macht keinen Sinn, das zu eng zu sehen.
00:17:04: Infektionen schwappen einfach über sie, schwappen über auch auf die Personen, die kein Risiko haben, wenn man sich lang genug köcheln lässt.
00:17:14: Und dann ist HIV halt eine Geschlechtskrankheit.
00:17:18: Sie wird über den Sexualkontakt übertragen.
00:17:21: Und das ist, glaube ich, ein Bereich, über den einfach sehr viele Menschen nicht sprechen, auch viele Ärzte mit ihren Patienten nicht sprechen, wo eine gewisse Hemmschwelle da ist.
00:17:33: Probleme in diesem Bereich überhaupt anzusprechen, zu artikulieren.
00:17:37: Und Menschen, die nicht die sexuelle Orientierung der Mehrheit haben, haben es auch in unserem Land nach wie vor schwer.
00:17:51: Und gerade junge Menschen, die noch nicht wirklich ihren Platz in der Gesellschaft gefunden haben, die ihren Lebensweg noch nicht ganz klar haben.
00:17:59: Ich glaube, gerade für diese Altersgruppe stellt dann auch noch ernst zu sein in ihrer sexuellen Orientierung wirklich eine große Herausforderung dar.
00:18:11: Und die stoßen nicht immer auf offene Türen und offene Ohren, wenn sie berichten wollen, wie sie sich fühlen, wie sie sich empfinden und wie ihre Lebenswahrheiten und ihre Lebenswelten sind.
00:18:24: Sie haben natürlich sehr viel Kontakt mit Patientinnen und Patienten.
00:18:28: Welche Erfahrungen werden da gemacht in der Arbeit oder in Beziehungen heute noch?
00:18:32: Also die meisten Patienten, und das ist eigentlich auch das, was wir ihnen sagen, wenn sie bei uns das erste Mal vorstellig werden, haben große Hemmungen, ihre Familie, ihre Freunde zu informieren.
00:18:47: Sie haben Angst, wen sie denn aller informieren müssen.
00:18:51: Also sie fühlen sich manche gezwungen und fragen nach, ob sie den Arbeitsgeber informieren müssen und wen sie aller gefährden können.
00:18:59: Also prinzipiell.
00:19:01: würde ich jetzt einmal sagen, der Großteil der Menschen, der eine HIV-Diagnose erhält, geht extrem verantwortungsvoll mit dem Wissen, um das er anstecken ist und das er andere Menschen gefährden könnte.
00:19:11: Und die Sorgen sind eher größer, als es in der Realität wirklich der Fall ist, weil die Erkrankung überträgt sich nicht durch den normalen Alltagskontakt, sondern eben nur über Blutblutprodukte und den Sexualkontakt.
00:19:23: Und wir sagen dann eigentlich auch, also wir versuchen zum einen zu beruhigen.
00:19:29: dass eben die Übertragung sich nicht im Alltag, nicht auf einer Familienmitglieder übertragen lässt so einfach und auch den Druck rauszunehmen, wie man alle nicht informieren muss.
00:19:42: Aber sagen wir eigentlich schon immer dazu, dass es gut ist oder hilfreich ist, wenn man zumindest ein paar Personen hat, die davon wissen, wo man dann ganz ich sein kann und nicht einen Teil seiner Person negieren muss.
00:19:57: Aber... Nach wie vor ist es einfach so, dass Menschen, die sehr offen damit umgehen, oftmals dann im beruflichen Umfeld, im Freundeskreis, in der Familie, aber auch im medizinischen Setting, durchaus in Situationen geraten, wo sie Abstoßung oder Diskrimination erfahren.
00:20:15: Man merkt, wenn man ihnen zuhört, das Virus ist nicht nur eine medizinische Herausforderung, sondern auch eine gesellschaftliche Nach wie vor.
00:20:23: Und das gilt natürlich nicht nur in Österreich, sondern weit darüber hinaus.
00:20:27: Damit sind wir bei Donald Trump.
00:20:29: Das UN AIDS-Programm warnt aktuell vor Millionen zusätzlicher Todesfälle, wenn die US-Hilfen wegfallen.
00:20:37: Wie dramatisch wäre das tatsächlich für die, oder ist das tatsächlich für die weltweite AIDS-Bekämpfung?
00:20:43: Denn dass es im Ernst ist, daran besteht ja kein Zweifel.
00:20:46: Also das ist sicher ein Problem, nicht nur für die betroffenen Länder, sondern auch für den Rest der Welt.
00:20:55: Menschen, die bisher gut behandelt waren, auf einmal nicht mehr behandelt sind, dann werden sie wieder infektiös.
00:21:02: Dieses U ist gleich U, also nicht nachweisbar, ist nicht ansteckend, ist eine Kernbotschaft von der HIV-Provention und wahrscheinlich auch eine Kernbotschaft, wenn man Stigma angehen möchte.
00:21:16: Und das stimmt in dieser Form einfach auch.
00:21:19: Und wenn ich eben das nicht mehr supremiert sein habe, dann habe ich wieder ganz viel Neue Infektionen, Weitergabe von Infektionen, dann werden wieder Kinder heifer positiv geboren, weil ihre Mütter in der Schwangerschaft keine Therapie erhalten, dann werden Partner angesteckt, weil der positive Partner keine Therapie erhält.
00:21:42: Dann werden aus der Not womöglich Medikamenten nicht mehr regelmäßig eingenommen, dann gibt es Versorgungslöcher, dann können Resistenzen entstehen und man kann ein resistentes Virus eben auch weitergeben.
00:21:57: und damit können sich Menschen dann auch mit Viren anstecken, die schwerer zu behandeln sind, also die gar keine eigene Therapie an einem Nese noch haben, sondern die eben schon das Virus mit der Mutation übertragen bekommen haben.
00:22:10: Und diese Viren werden in der Folge sich nicht nur in den betroffenen Ländern aufhalten, sondern die werden eben auch weitergegeben werden in die restliche Welt und werden damit die Therapieoptionen auch in Regionen der Welt, die jetzt nicht von den Geldern der USA abhängig sind, durchaus beeinflussen können.
00:22:29: Was würden Sie sich wünschen von der internationalen Gemeinschaft, auch von Europa natürlich, für den Welt-Aids-Tag, der jetzt demnächst ansteht?
00:22:37: Ich glaube, ganz wichtig ist es immer, das globale Bild zu sehen und nicht sich auf die eigene Region zu konzentrieren.
00:22:47: Präventionsmaßnahmen, Aktionsmaßnahmen.
00:22:51: müssen maßgeschneider sein für unterschiedliche Regionen der Welt.
00:22:55: Das ist unbestritten.
00:22:57: Aber wir können in unserer globalisierten Welt kein Problem lokal lösen, sondern wir müssen sie immer für die gesamte Welt lösen.
00:23:05: Und ich glaube, dieses Bewusstsein, dass auch Europa eine Verantwortung hat, nicht nur für uns selber, sondern auch für die Umgebung für unsere Nachbarn oder für die auch weiteren Nachbarn weiter entfernten Länder, das wäre wichtig.
00:23:24: Das Bewusstsein, dass HIV zwar in unseren Ländern den Schrecken verloren haben, weil wir die Therapie haben, aber dass HIV eine tödliche Erkrankung bleibt, wenn man sie nicht behandelt, dieses Bewusstsein, das muss, glaube ich, in uns eher wieder erst erwachen oder zumindest dort, wo es wach ist, wach gehalten werden.
00:23:43: HIV ist heute behandelbar, fast besiegbar und trotzdem nicht vorbei.
00:23:47: Danke, Katharina Grabmeier, bist das hammer für Ihre Zeit und für das Gespräch.
00:23:51: Gerne.
00:23:52: Mehr zum Thema gibt es auf www.aids.at und auf den Seiten der österreichischen AIDS-Gesellschaft.
00:23:59: Mein Name ist Martin Burger, danke fürs Zuhören.
00:24:02: Wenn Ihnen diese Folge gefallen hat, teilen Sie sie doch mit jemandem, der ebenfalls Interesse daran haben könnte.
00:24:08: Oder hinterlassen Sie uns eine Bewertung.
00:24:09: Wir schätzen Ihre Unterstützung sehr.